Nach Harvey ist vor Irma. Der nächste, diesmal stärkere Hurrikan zieht seine Bahn in Richtung USA. Hurrikan Irma erfährt große mediale Aufmerksamkeit, denn bricht er doch den einen oder anderen Rekord. 

Hurrikan Harvey war gerade vorbei, da bekommt schon der nächste Hurrikan große Aufmerksamkeit - Hurrikan Irma. Dieser wütet im Moment über der Karibik, wo er die Insel Barbuda bereits getroffen und schwer verwüstet. Über 90% der Häuser seien zerstört, die Insel nahezu unbewohnbar. 

Aber wieder schaut die ganze Welt auf die USA. Wo trifft Hurrikan Irma die USA? Geht es glimpflich aus, glimpflicher als bei Harvey? 

Irma entstand auf dem Atlantik westlich der Kapverden. Anschließend verstärkte er sich auf seinem Weg in Richtung Westen zum Hurrikan und erreichte die höchste Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala kurz vor den kleinen Antillen. Seit diesem Zeitpunkt behielt er die höchste Kategorie inne. Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 285 km/h im Mittel gemessen und noch stärkere Böen. Mit dieser Wucht zog er über die kleineren Inseln der Karibik und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Wie schon erwähnt ist die Insel Barbuda nahezu unbewohnbar. Auf seinem weiteren Weg richtete er auch auf Puerto Rico und Hispaniola Schäden an und leider sind auch Todesopfer zu beklagen. 

Es ist zu erwarten, dass Irma weiter Richtung kubanische Küste zieht und es ist ziemlich sicher, dass er in Richtung Norden ziehen und auch Südflorida treffen wird. Irma hat sich mittlerweile leicht abgeschwächt und man mit dem Szenario rechnet, dass Irma die Küste von Florida nicht als Kategorie 5, sondern als Kategorie 4 erreichen wird. Allerdings ist dies nicht zu 100% sicher und Irma könnte sich wieder verstärken und auch als Kategorie 5 Hurrikan Florida erreichen. Allerdings wäre Kategorie 4 nur ein leichtes Aufatmen, denn auch ein Kategorie 4 Hurrikan kann große Schäden anrichten. 

Das Windfeld welches von Irma ausgeht ist beachtlich und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass der größte Teil Floridas Windgeschwindigkeiten eines tropischen Sturms ausgesetzt ist. Von einem tropischen Sturm wird gesprochen, wenn dieser im Mittel Windgeschwindigkeiten von 63 bis zu 118 km/h aufweist. Das heißt über ein Gebiet so groß wie Florida treten Windgeschwindigkeiten größer als 63 km/h auf. Je näher man der Mitte des Hurrikans kommt, welches bei einem starken Hurrikan oft mit einem wolkenfreien Auge gekennzeichnet ist, desto höher werden die Windgeschwindigkeiten. Bei einem der Kategorie 5 sind die Geschwindigkeiten höher als 252 km/h. Selbst bei einem der Kategorie 4 treten Windgeschwindigkeiten höher als 209 km/h auf. 

Diese Windgeschwindigkeiten sind mit hoher Zerstörungskraft gleichzusetzen. Sollte Irma also eine Stadt wie Miami treffen, was nicht gänzlich ausgeschlossen ist, ist dies mit einer Katastrophe gleichbedeutend. Das hohe Schadenspotenzial durch die Windgeschwindigkeiten ist aber nicht alles. Regen stellt ebenfalls eine Gefahr dar, da er Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen kann. Aber auch die Sturmflut, die mit Hurrikans einhergeht, ist eine weitere große Gefahr, weswegen die Vorbereitungen auf Irma laufen. 

Es ist klar, dass Irma einen nördlichen Kurs einschlagen wird. Unklar ist allerdings noch wo genau das Auge des Hurrikans auf Land treffen wird, der sogenannte “landfall”. Das ist nicht unerheblich, denn die größten Windgeschwindigkeiten herrschen in der sogenannten Eyewall. Es ist die Grenze zwischen wolkenlosem Auge und den hohen Wolkentürmen um das Auge. Zudem herrschen in Zugrichtung im rechten oberen Viertel meistens die stärksten Winde. Dort wo sich der Wind der durch die Druckunterschiede entsteht und die Bewegungsgeschwindigkeit des ganzen Systems überlagert. Von daher ist es entscheidend wo das Auge Südflorida treffen wird, oder, das wünschen sich die meisten, vielleicht doch auf offenem Meer an der Küste vorbeizieht.

Es sei hier kurz angemerkt, anders als in manchen Medien beschrieben, dass der Hurrikan nicht mit hoher Geschwindigkeit rast. Man liest immer wieder er würde mit irrer Geschwindigkeit rasen. Das tut er nicht. Eigentlich bewegt er sich meist gemütlich mit um die 20 - 30 km/h voran. Was aber auch das Problem bei diesen Systemen ist, da dadurch Gebiete zum Beispiel länger den hohen Windgeschwindigkeiten ausgesetzt sind. 

Sollte er dennoch östlich an Florida vorbeiziehen, könnte ein anderes Szenario interessant werden. Denn sollte er, ähnlich wie Hurrikan Matthew im Jahr 2016, parallel zur Küste ziehen, könnte das ebenfalls weitreichende Folgen haben. Sollte dies geschehen, gefährdet er ein deutlich größeres Gebiet, nämlich die gesamte östliche Küste. Wieder sind hohe Windgeschwindigkeiten, Regen und die Sturmflut die größten Gefahren, aber eben über einen weitaus größeren Küstenabschnitt, als ein direkter Treffer Südfloridas. Ein vielleicht noch schlimmeres Szenario wäre der direkte Treffer für Miami und dann die parallele Zugbahn entlang der östlichen Küste. Das wahrscheinlichste Szenario im Moment ist allerdings der Treffer Südfloridas, wobei er sich danach deutlich abschwächt. Über Land wird einem Hurrikan die Energiezufuhr abgeschnitten und schwächt sich daher sehr schnell ab. Dennoch kann er auch noch landeinwärts für erheblichen Schaden sorgen. 

Auf seinem Weg in Richtung Karibik hat er auch einige Rekorde gebrochen. So wurden bei Irma mit 295 km/h die höchsten Windgeschwindigkeiten außerhalb des Golfes von Mexiko und der Karibik gemessen. Ebenfalls wurden zum ersten Mal Windgeschwindigkeiten von 295 km/h für 37 Stunden gemessen. Zuvor lag der Rekord bei 24 Stunden (Taifun Haiyan). Es wurde der niedrigste Luftdruck (914 hPa) außerhalb der westlichen Karibik und dem Golf von Mexiko gemessen. Bislang war er knapp drei Tage durchgehend ein Hurrikan der Kategorie 5. Ebenfalls Rekord und er ist seit Beginn der Satellitenmessung der erste Hurrikan der mit 295 km/h auf eine Insel der nördlichen Antillen getroffen ist (“landfall”). Bisheriger Rekord waren 260 km/h. 

Eine weitere Besonderheit ist, dass Irma im Moment nicht der einzige Hurrikan vor Ort ist. Ihm folgt bereits Hurrikan Jose (Kategorie 3). Dieser wird aber wahrscheinlich schon früher nach Norden abdrehen. Und im Golf von Mexiko hat sich ein weiterer Hurrikan gebildet - Katia. Dieser Hurrikan bedroht die Küsten von Mexiko. 

Gebannt warten aber alle darauf, was Hurrikan Irma machen wird und wie hart er Florida treffen wird. Ab Sonntag wissen wir mehr.

 

Update: 10. September 2017

Wie schnell sich doch manchmal das Wettergeschehen ändern kann. Hurrikan Irma hat auf seinem Kurs in Richtung Kuba weiter großen Schaden angerichtet. Irma traf Kuba parallel zu dessen Küste und hat sich währenddessen auch auf Kategorie 3 abgeschwächt. Je länger ein Hurrikan Kontakt mit Land hat, desto mehr schwächt er sich ab. Das hatte man in Florida jetzt auch für Irma gedacht. Glücklich kann man sich dennoch nicht in Florida schätzen. 

Denn Irma ist wie vorhergesagt auf einen nördlichen Kurs eingeschlagen. Allerdings hat er sich wieder über dem Meer verstärkt und ist heute erneut zu einem Hurrikan der Kategorie 4 hochgestuft worden. Wäre das nicht genug, ist seine aktuelle prognostizierte Zugbahn denkbar ungünstig. Denn laut Modellrechnungen zieht Irma jetzt parallel an der Westküste entlang. Das heißt nichts anderes als die stärksten Winde von Irma treffen auf große Küstenabschnitte. Und je nachdem wie weit er von der Küste weg bleibt wird er seine Stärke beibehalten, oder sich abschwächen. Ein denkbar ungünstiges Szenario. 

Im Moment prognostizierter Pfad von Hurrikan Irma. Quelle: http://www.nhc.noaa.gov/