Tornado oder nicht Tornado, das ist hier die Frage. War es einer oder nicht in Minden? Vielen Medien war das egal, denn für sie war es ein Tornado.

 Es war schon am Samstag abzusehen, dass es für den gestrigen Sonntag wohl Gewitter in der Westhälfte und Mitte Deutschlands geben könnte. Wie stark sie ausfallen würden und vor allem wo genau sie auftreten würden noch nicht. Man hatte zwar vor Tornados bereits gewarnt, aber ob letztendlich einer auftreten würde war genauso unsicher.

Man kennt die Aufnahmen von Tornados aus den USA. Die imposanten, aber gleichzeitig äußerst gefährlichen Wolkenschläuche mit extrem hohen Windgeschwindigkeiten auf engstem Raum. Die Bilder sind mit Sicherheit spektakulär und sensationsträchtig, denn die Spur der Verwüstung, die sie hinterlassen ist genauso spektakulär.

Jetzt hat es gestern Minden erwischt, zumindest den Medien zufolge. Dort wurden Teile der Stadt durch ein Unwetter verwüstet und Häuser abgedeckt. So stark, dass fünf Häuser wegen Einsturzgefahr evakuiert werden mussten. Und weil das so außergewöhnlich heftig war, schien es wohl für einige nur ein Schluss zu geben: es muss ein Tornado gewesen sein. Aber möglicherweise war das eine voreilige Meldung. Vielleicht war es „nur“ eine Fallböe (starke Abwinde einer Gewitterzelle), die für die Verwüstungen gesorgt hatte.

Klar, es mag für die Betroffenen eine banale Diskussion sein, ob es jetzt nun eine Fallböe oder ein Tornado war, was ihr Eigentum zerstört hat. Das steht außer Frage, aber hier geht es auch um ordentliche Recherche und auch darum, wie sich Meteorologen präsentieren und präsentiert werden. Es war laut Berichten die Polizei die nach den vorgefundenen Schäden einen Tornado dafür verantwortlich gemacht hatte (Quelle: SPIEGEL-Online).

Die Meteorologen an für sich blieben da eher etwas bedeckter und schlossen einen Tornado zwar nicht aus, aber genauso wollten sie einen Tornado nicht bestätigen. Dafür waren die Beweise noch nicht ausreichend genug. Also bestand zunächst erst einmal nur ein Tornadoverdacht. Aber wie wird ein Tornadoverdacht bestätigt? Am besten ist es natürlich, wenn man genug Augenzeugen hat die einen typischen Wolkenschlauch gesehen haben. Noch besser, wenn es Bilder oder Videos des Tornados gibt. Was macht man dann, wenn es keines von beidem gibt? Dann hilft manchmal ein Blick auf das Regenradar, denn Gewitterzellen, sogenannte Superzellen, die einen Tornado produzieren haben oft eine spezielle Radarsignator, das sogenannte „Hakenecho“. Aber wenn das auch nicht eindeutig ist? Dann muss man das Schadensbild direkt vor Ort begutachten. Denn der Schaden den eine Fallböe anrichtet unterscheidet sich vom Schaden eines Tornados. Das muss sich erst noch zeigen, auch wenn es Hinweise gibt, dass es eine Fallböe war und kein Tornado.

Trotzdem sind so einige Online-Medien voll von Tornados. Auch wenn innerhalb des Textes angedeutet wird, dass Meteorologen noch darüber urteilen, ob es einer war oder nicht, bleibt meist die Überschrift ohne den Zweifel stehen. „Tornado richtet erhebliche Schäden an“ bei Antenne Niedersachsen (Antenne Niedersachsen).

 

Auch bei SPIEGEL Online: „Tornado in Minden deckt Häuserdächer ab“ (SPIEGEL-Online).

Und auch Bild Online titelt in extra großen Lettern: „TORNADO IN DEUTSCHLAND!“ (Bild Online).

Durch die Überschriften bleibt der Eindruck, dass es ein Tornado war, ohne jeglichen Zweifel daran. Tornado klingt halt doch extremer als Fallböe.  

 

UPDATE:

Die Online-Ausgabe der Bild setzt in Sachen Clickbaiting noch einen drauf:

Dazu kann man nur eins sagen: Tornados werden nicht immer gefährlicher! Sie sind und waren es schon immer!