In den sozialen Medien wurde die eine oder andere Diskussion geführt, welche Auswirkungen der nahezu weltweite Lockdown im Jahr 2020 auf das Wetter, Kondensstreifen und Luftqualität hatte. Ein Forscherteam hat den Einfluss auf die globale Temperatur errechnet.

Tagtäglich stoßen wir Substanzen aus, die Auswirkungen auf die Luftqualität haben. Darunter befinden sich gasförmige Substanzen, aber auch feste Substanzen - Aerosole. Sollten diese in höheren Mengen vorhanden sein, haben sie schädlichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Allerdings wirken sie sich nicht nur auf die Gesundheit aus, sondern beeinflussen auch das Wetter und infolgedessen das Klima.

Aerosole, kleinste, feste oder flüssige Partikel in der Luft, haben zweierlei Einfluss auf das Wetter und Klima. Einerseits sorgen sie schon durch ihre pure Anwesenheit dafür, dass sie Sonnenlicht reflektieren können und haben dadurch einen kühlenden Charakter. Auf der anderen Seite können sie Wärmestrahlung absorbieren und haben eine erwärmenden Charakter. Allerdings überwiegt der kühlende Charakter.

Der zweite Einfluss ist etwas komplizierter und erfolgt über Umwegen. Aerosole haben Einfluss auf unsere Wolken. Je nach Größe und Anzahl können Aerosole Wolkeneigenschaften verändern. Kurz gesagt, je mehr und kleiner die Aerosole sind, desto heller sind die Wolken und desto mehr können die Wolken Sonnenlicht reflektieren. Daraus folgt ein eher kühlender Charakter auf das Klima.

Daraus kann man auch schlussfolgern, je weniger der Mensch an zusätzlichen Aerosolen in die Atmosphäre emittiert, desto weniger können diese das Sonnenlicht reflektieren und es müsste sich eine wärmere Erde einstellen. Durch den nahezu weltweiten Lockdown aufgrund von Corona im Jahre 2020 eine eigentlich perfekte Testbedingung, da durch den Lockdown weniger Emissionen entstanden sind.

Ganz trivial lässt sich die Schlussfolgerung weniger Emissionen gleich weniger Aerosole und dadurch weniger Wolken nicht bewerkstelligen. Wolkenbildung wird zum Beispiel nicht allein durch Aerosole bestimmt, sondern vor allem durch meteorologische Eigenschaften, wie zum Beispiel der Feuchtigkeit der Luft, Hoch- oder Tiefdruck usw. Auf die einzelnen Regionen wirkte sich somit der weltweite Lockdown nicht einheitlich aus.

Ganz trivial ist dies nicht, allerdings konnte mit Hilfe von Klimamodellen ein Effekt in einer Studie nachgewiesen werden. Hierfür wurden die Klimamodelle einerseits mit den aktuellen Messdaten von Wetterstationen gefüttert und andererseits mit reduzierten Emissionsdaten. In einer Vergleichssimulation wurde mit den üblichen Emissionsdaten simuliert. Damit kann mit Hilfe von Modellierung untersucht werden, ob ein globaler Effekt aufgetreten ist.

Gewaltig erscheint der Unterschied zunächst nicht. Nur 0,03 K erreichte der Effekt in der Spitze und erscheint über die Jahre gesehen eher kurzlebig. Allerdings sind die kurzzeitigen regionalen Effekte zwischen 0,1 und 0,3 K eigentlich nicht zu verachten. Das heißt, der Lockdown führte zu einer höheren Temperatur. Der Effekt war in der Nordhemisphäre deutlicher zu sehen, als in der Südhemisphäre. Die Industrie- und Bevölkerungszentren konzentrieren sich auf der Nordhalbkugel und damit wird dort eine Emissionsreduktion eher deutlich.

Allerdings schlussfolgern die Forscher weiter, dass durch die Änderung der Aerosole der Beitrag zu den Strahlungs- und Temperaturänderungen am größten ist. Der Beitrag ist zum Beispiel größer als die Änderung durch Ozon, CO2 oder kühlende Effekte durch Kondensstreifen.

Corona hin oder her, dieses Beispiel zeigt weitere Dinge auf. Der Mensch, was schon viel länger klar ist, beeinflusst das Klima auf kurzer wie langer Skala. Der Mensch kann auf sein Wirken hin, den Einfluss “umkehren”. Mit geeigneten Maßnahmen, damit ist kein Lockdown gemeint, kann der Mensch den negativen Einfluss auf die Umwelt verringern oder sogar stoppen.

Im Falle der Aerosole zeigt das Beispiel aber auch einen gewissen paradoxen Effekt. Einerseits ist eine hohe Luftqualität mehr als wünschenswert. Dazu zählt es die Konzentration von Aerosolen zu verringern. Allerdings zeigt das obige Beispiel auch, dass bei einer Verringerung der Aerosolkonzentration weitere Auswirkungen, zumindest in kurzer bis mittellanger Frist, auf das Klima folgen. In diesem Fall zu einer Erhöhung der Temperatur. Ketzerisch gesagt: “Aerosole schlecht für die Gesundheit, gut fürs Klima.”

Die Schlussfolgerung daraus ist allerdings auch, eine Verbesserung der Luftqualität kann nur Hand in Hand mit einer Verringerung von Treibhausgasen gehen.

 

Link zur Studie: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1029/2020GL091805