Apple hat sich einen gewissen Stand in der Unterhaltungsbranche erarbeitet. Ihre Produkte zählen zu den besten in ihrer Rubrik. Sei es jetzt der iPod, das iPhone oder das iPad. Die Produkte sind ohne Frage weit ausgereift. Ihr geschlossenes System ist optimal angepasst. Die Marke Apple hat großen Status im Bereich der Multimedia, was aber natürlich auch Nachahmer hervor bringt. Natürlich auch zu Recht. Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber in den Medien und für die Konkurrenz birgt das Ganze auch eine gewisse Falle. Schließlich wird dann alles an Apple gemessen.
Apple hat ohne Frage mit seinen Produkten iPhone und iPad den Markt der Smartphones und Tablets revolutioniert, oder zumindest die Sparten der Mobiltelefone und tragbarer Computer neu definiert. Die Firma mit dem angebissenen Apfel gibt sozusagen den Takt vor. Was Apple macht ist gut, oder zumindest nicht falsch, so der allgemeine Tenor. Zu dem kann sich Apple seine Produkte einen gewissen Preis kosten lassen, gekauft wird trotzdem, allein schon weil der Apfel drauf ist.
Aber ist es nun wirklich so? Das was Apple macht ist gut und der Rest muss an Apple gemessen werden? Oder tappen die Medien den PR-Machern des Apfelkonsortiums selbst in die Falle?
In der Werbung für das iPhone 4 heißt es immer wieder: „Hast du kein iPhone...“ und es werden einem dann all die Dinge aufgezählt was einem dadurch entgehen. Es wird einem ein wenig so vermittelt, dass man ohne ein iPhone unvollständig ist. Das es heutzutage ein Muss ist ein iPhone zu besitzen, sonst ist man Außenseiter und abgekoppelt von der Welt. Einer Welt die Apple nach seinem belieben kreieren möchte.
Ohne Frage, die Software ist meist ausgereift, läuft stabil und bietet mit den Apps eine Vielzahl an Erweiterungen. Aber Apple bietet nur ein geschlossenes System an. Nur was von Apple kommt, bzw. abgesegnet wird, läuft auf Apple-Geräten. Zudem bietet beispielsweise das iPad keine Schnittstelle zu anderen Geräten. Einzig allein ein Dock-Anschluss ist am iPad zu finden. Daher ist man meist auf Apple-konforme Gerätschaften angewiesen. Vorteil hier ist, dass man davon ausgehen kann, dass alles reibungslos ablaufen wird. Keine Probleme mit Treibern die fehlen etc.. Gewisse ist dies eine gute Marketingstrategie, der Käufer wird mehr oder weniger dazu gezwungen beim Hersteller zu bleiben. Auch wenn es den Vorteil hat, dass man davon ausgehen kann, dass es rund läuft, steht demgegenüber der fade Beigeschmack, dass der Hersteller den Preis nach belieben diktieren kann, weil man eben auf ihn angewiesen ist. Vor allem im Hinblick darauf, wenn man eh schon ein teures Gerät gekauft hat, dann möchte man das auch nicht in der Schublade verstauben lassen, wenn man es doch voll nutzen könnte.
Demgegenüber stehen Geräte die offen sind. Offene Systeme haben, bei denen man nach belieben verschiedenste Software installieren kann und eine beliebige Variation von Geräten anschließen kann. Hier genießt man klar die Freiheit das zu machen, was man möchte. Oft sind kostenlose Open-Source-Produkte (also quelloffene Software) nahezu so gut, teils sogar besser als vergleichbare kostenpflichtige Software. Oft laufen die Programme auch, aber halt nicht immer. Dann ist einem aber oft durch eine große Gemeinschaft geholfen, die einem dann mit Rat und Tat zur Seite steht, natürlich auch kostenlos.
Dies ist aber auch ein großer Nachteil mit den offenen Systemen. Kein System eines Benutzers gleicht dem anderen. Zudem kann es vorkommen, dass Geräte nicht, bzw. noch nicht unterstützt werden. Gleiches gilt für Programme. Auf dem einen System läuft es, auf dem anderen nicht, dann muss erst einmal Ursachenforschung betrieben werden, Zeit muss investiert werden, bis es läuft. Und manchmal stellt man dann fest, ok es läuft dann doch nicht auf meinem System.
Betrachtet man beide Systemarten, so kommt man zum Schluss, bzw. zur Frage: Geb ich Freiheit auf, damit ich mir sicher sein kann, dass etwas läuft, wenn auch mit gewissen Einschränkungen, oder gebe ich mich damit zu Frieden, dass etwas unter Umständen nicht läuft, ich aber dafür meine volle Freiheit behalten kann.
Aus diesem Blickwinkel ergeben sich auch verschiedene Nutzer. Bei den einen soll es nur funktionieren, mehr brauchen sie nicht, auch wenn sie sich dem System anpassen müssen. Die anderen gestalten sehr gern selbst, was auf ihrem System läuft oder nicht läuft und gestalten das System auf ihre Belange um (Natürlich gibt es auch Benutzer irgendwo dazwischen).
Ein gutes Beispiel für ein Gerät, dass nahezu falsch eingeordnet wurde ist das WeTab. Kaum wurde bekannt, dass es erscheinen soll, hieß es in den Medien schon, der „iPad Killer“ aus Deutschland. Oder wird es dem iPad den Rang ablaufen usw.. Von Seiten der WeTab-Leute hieß es damals schon, es soll kein „iPad Killer“ werden, es soll seine eigenen Abnehmer und Nische finden. Aber die Medien schienen nicht hören zu wollen. So war es weiterhin der „iPad Killer“.
Das WeTab versprach ohne Frage allerhand. Technisch war es auf dem Papier teils besser als das iPad. Aber wie die Hardware genutzt wird ist immer auch eine Frage der angewandten Software. Daher waren die Erwartungen natürlich groß. Aber auch durch Medien wegen des möglichen iPad-Killers künstlich gepusht.
Nun muss man auf jeden Fall eingestehen, dass der Start des WeTab wahrlich nicht glorreich ausgefallen ist. Eigentlich war es ein reines PR-Desaster. Das Betriebssystem war unausgereift, viele versprochene Funktionen waren noch nicht aktiviert usw.. Dazu kamen noch gefälschte Rezensionen des damaligen WeTab-Chefs auf Amazon. Als Konsequenz trat er zurück, aber was bleibt ist ein potentielles Gerät mit wahrscheinlich keiner großen Zukunft. Wahrscheinlich hat man PR-Technisch keine Strategie verfolgt, geradezu wankelmütig wurde hier entschieden. Wahrscheinlich auch viel zu früh wollte man den Tablet-PC auf den Markt schmeißen. Dies hat natürlich seine Folgen.
Mittlerweile ist die Software aktualisiert, versprochene Funktionen laufen. Aber der PR-Knacks wird wohl immer bleiben. Interessant allerdings ist, dass sich auch Apple ähnliche Dinge geleistet hat. Das iPhone 4 zum Beispiel war nicht für Linkshänder gedacht, oder erinnert sich noch jemand an den Fall kaputter iPod Akkus, die seltsamerweise kurz nach Ablaufen der Garantie ihren Geist aufgaben? Darüber redet heute kaum jemand. Manchmal ähnelt der Kult um Apple eher einer Sekte, einer Kirchengemeinde, als Benutzer eines Multimediageräts. Was Apple vorgibt ist Gesetz und sowieso unfehlbar.
Was allerdings aus dem Projekt WeTab wird, wird sich in Zukunft zeigen. Das Betriebssystem wird weiter verbessert. Auch hat sich eine Community gefunden, die das WeTab weiter mit Applikationen ausstattet. Vielleicht bekommt das Projekt ja noch die Kurve. Man kann es nur hoffen, denn Potential birgt es allemal. Allein schon deswegen, da es sich um ein auf Linux-basierendes Betriebssystem handelt. Viele Anwendungen für Linux laufen also auch auf dem WeTab und man kann sich alles aufbauen wie man möchte.
Und ist es jetzt ein verkorkster iPad-Killer? Wohl eher kaum. Eigentlich unterscheiden sich die beiden dafür zu sehr. Allein schon die Größe des WeTab gegenüber dem iPad lässt sie in einer anderen Anwendungsbereich spielen. Viele sagen, dass iPad ist angenehm, wenn man sich auf das Sofa legt, dort seine Emails abruft, etwas im Netz surft und E-Bücher lesen kann. Kann man mit dem WeTab auch, aber man kann es auch gut als Ersatz für einen Laptop benutzen. Einfach eine USB-Tastatur anschließen und los legen. Daher ist es eigentlich eine falsche Einschätzung der Medien das WeTab als iPad Konkurrent zu sehen. Zu unterschiedlich sind eigentlich die Benutzergruppen, die damit erfasst werden sollen.
Und was wenn das Projekt WeTab doch eingestellt wird? Eigentlich auch nicht so schlimm. Entweder man lässt das System halt weiterlaufen, oder man packt sich ein anderes Betriebssystem auf den Tablet-PC. Ohne Frage setzt man bei dem WeTab auf Freiheit.
Apple wird weiterhin Konkurrenz haben und hat sie bereits. In Sachen Tablet-PC haben sie bisher einen gewissen Vorsprung, der aber auch irgendwann eingeholt werden wird. Dann ist Apple wieder am Zug. Aber nicht jeder Konkurrent möchte sich mit Apple messen. Produziert auch nicht für die gleiche Zielgruppe wie Apple.
Daher ist es wohl auch allgemein unangebracht, alles auf Himmel komm raus mit Apple zu vergleichen. Man vergleicht schließlich auch keine Äpfel mit Birnen.