Vor 70 Jahren, am Morgen des 22. Juni 1941 dringen mehr als drei Millionen deutsche Soldaten – ohne eine Kriegserklärung - über die sowjetische Grenze vor. Das „Unternehmen Barbarossa“ läuft planmäßig an. Für Stalin scheint es als käme dieser Angriff überraschend, weigert sich sogar das Offenkundige zu akzeptieren. Hitler sei kein „solcher Idiot“ einen Zweifrontenkrieg zu eröffnen, er wisse „sicher nichts davon“. Doch Stalin irrt. Hitler eröffnet damit seinen „Vernichtungskrieg“ gegen den Bolschewismus und um den Deutschen „Lebensraum im Osten“ zu sichern. Gleichzeitig eröffnet Hitler damit ein Fernduell der beiden Diktatoren. Sie haben sich nie getroffen, nie persönlich miteinander gesprochen, doch hegten sie in gewissen Phasen so etwas wie Bewunderung füreinander.

Das Duell Adolf Hitler und Josef Stalin war: „Österreicher gegen Georgier, Postkartenmaler gegen Bankräuber, Hasardeur gegen Realpolitiker, Rassist gegen Kommunist.“ Paranoia begleitete jedoch beide. Der eine fürchtete den Feind von außen („jüdische Weltverschwörung“), der andere den Feind im Innern („allmächtigen Klassenfeind“).

Sie haben sich belauert und bedroht. Hitler beschimpfte Stalin als „Bestie“ und Stalin Hitler als „Unmenschen“. Sie waren die Stilfiguren zweier Systeme die sich bekämpften - Nationalsozialist gegen Bolschewist. Im Geiste jedoch waren die beiden Todfeinde in gewisser Weise Brüder. „Der eine mordete für die Rasse, der andere für die Klasse“.

Und sie kollaborierten gegen die Westmächte, als sie gemeinsame Sache 1939 mit Polen machten und die Beute unter sich aufteilten. Es gibt sogar Phasen, da bewundern sie einander. In den Augen des „Führers“ sei Stalin ein „Genie des Asientums“ so Goebbels 1943 in seinem Tagebuch. Auf der anderen Seite hält Stalin Hitler für einen „Teufelskerl“. Und ist eine Aussage von Stalins Tochter wahr, dann bedauerte ihr Vater sogar, dass der Hitler-Stalin-Pakt nicht gehalten hat. „Mit den Deutschen zusammen wären wir unbesiegbar gewesen“, soll er gesagt haben.

Doch letztendlich lassen sie die größten Armeen der Welt gegeneinander aufmarschieren. An der Ostfront sterben mehr Menschen als an allen anderen Fronten des Zweiten Weltkriegs zusammen. Über elf Millionen Soldaten werden sich gegenseitig mit den neuesten Waffen die dieser moderne Krieg mit sich bringt umbringen. Und wenn es nicht anders ging, auch mit Klappspaten und Messern.

Es sind zwei Herrscher wie sie der Kontinent zuvor nicht erlebt hatte und danach nicht mehr erleben musste. Getrieben von Utopien, die ohne den Massenmord an Millionen nicht denkbar waren. Manchmal zielen sie sogar auf die gleichen Opfergruppen, wie etwa die polnische Oberschicht. Stalin mag in der Disziplin des Mordens zunächst die Führung übernommen haben, schließlich ist er früher als Hitler an die Macht gekommen und hatte mit seinen Maßnahmen innerhalb seines Landes bereits für sechs Millionen tote Zivilisten gesorgt, noch bevor er von Hitler angegriffen wurde. Doch mit seinem Sieg über Hitlerdeutschland verhinderte er weitaus Schlimmeres. Denn die Ermordung der europäischen Juden war für Hitler nur der Anfang. „Allein der Generalplan Ost […] sah die Vertreibung und Ermordung von bis zu 40 Millionen Slawen vor.“

In Folge des von Hitler geführten „Vernichtungskrieges“ starben allein in der Sowjetunion 15 Millionen Kinder, Frauen und Greise. Am 6. Juni 1941, vor Beginn der Operation Barbarossa, erging der so genannte „Kommissarbefehl“ an die deutschen Heerführer. Im Kriegsfall sollten alle Personen mit politischen Aufgaben in der Roten Armee sofort erschossen werden. Auf dem Vormarsch wurde von den Deutschen ermordet, verschleppt, geplündert und ausgehungert. Etwa drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene krepierten oder wurden direkt ermordet.

Historiker (z.B. Professor Timothy Snyder) behaupten, dass ihre Interaktion zu mehr Toten führte, als einer hätte verursachen können. So stoppte die Rote Armee 1944 während des Warschauer Aufstands vor der polnischen Stadt und verweigerte den Aufständischen die Hilfe. Die Deutschen töteten etwa 150000 Einwohner und zerstörten das Zentrum Warschaus. Ohne Hitlers Niederlage hätte es keine Säuberung in Osteuropa gegeben. Und erst der Vorstoß der Roten Armee bis zur Elbe begründete jenes Imperium, dass mit dem Fall der Mauer 1989 und der Auflösung der Sowjetunion 1991 endete.

Josef Dschugaschwili (erst später legt er sich den Kampfnamen Stalin, „der Stählerne“, zu) wissbegieriger Sohn eines Schusters aus Gori sollte eigentlich Bischof werden. Er besuchte eine der besten Bildungseinrichtungen im Kaukasus, das Priesterseminar in Tiflis. Die Jungen werden hart rangenommen, der Tagesablauf ist stark geregelt. Es gibt schlechtes Essen und weltliche Literatur ist verboten. Wie viele andere rebelliert der junge Stalin. Manch Biograf glaubt, „dass er nur deshalb zum Sozialismus findet, weil die Rebellion so einen tieferen Sinn bekommt.“ 1898, Hitler geht noch zur Schule, schließt sich Stalin der Sozialdemokratischen Partei Russlands an und verlässt bald darauf das Seminar ohne Abschluss, aber mit einem Fundus an klassischer Bildung und Hass auf die Obrigkeit.

In Georgien rumort es. Bauern begehren gegen ihre Ausbeutung auf, „Intellektuelle gegen die Russifizierungspolitik des Zaren“, Arbeiter gegen die schlechten Löhne. Der pockennarbige Stalin zählt zu den zornigen jungen Männern, die für den „wissenschaftlich begründeten Sozialismus“ werben. Schließlich taucht er 1901 ab, wechselt häufig die Wohnung und den Namen. Er organisiert Streiks, arbeitet mit dem organisierten Verbrechen zusammen, um Geld für die Parteikasse aufzutreiben und ist dabei immer auf der Hut vor der Polizei und Spitzeln. Das Phänomen Stalin wird man nie verstehen können, wenn man nicht die Prägungen beachtet, die aus jener Zeit im Untergrund stammen: „das Misstrauen, die Vorsicht, die Härte. Noch Jahrzehnte später kann es vorkommen, dass er im Ärger seinen engsten Mitarbeiter packt und mit dem Kopf auf die Tischplatte schlägt.“

Dem Parteichef Lenin bleibt Stalin nicht unentdeckt. „Das ist genau die Art Mensch, die ich brauche.“ Und während Lenins „Mann fürs Grobe“ in die Führungsriege der Bolschewiki aufsteigt, trödelt Hitler ohne Schulabschluss in den Tag hinein. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbricht, steckt Stalin jenseits des Polarkreises fest. Die Polizei hatte ihn erwischt und sitzt nun in einem sibirischen Dorf seine Strafe ab. Hitler dagegen meldet sich freiwillig und glaubt im Gemetzel des Stellungskrieges seine Bestimmung gefunden zu haben („Was für das Mädchen die Begegnung mit dem Mann, das ist für ihn der Krieg“).

Als im Oktober 1917 Lenin die Bolschewiki in Petrograd (heute Sankt Petersburg) an die Macht putscht ist Stalin mit dabei, wird anschließend Minister für Nationalitätenfragen und ist wohl die Nummer drei in der Hierarchieliste. Aber auch in Deutschland sind die Zeiten unruhig. Nachdem der Krieg von 1918 verloren wurde, beginnt die Zeit der Weimarer Republik und Hitler, gekränkt von der Niederlage, beschließt Politiker zu werden. Er hat einen Hass auf Juden und Linke, die er für den Kriegsausgang schuldig sieht. Und er liest die Pamphlete der rechtsradikalen Alldeutschen, welche „seit Jahrzehnten von einem Lebensraum im Osten phantasieren, dessen Eroberung Weltgeltung bringen soll.“

Im Jahr 1922 spricht er erstmals von der „Zertrümmerung Russlands“, welche „genügend Boden für deutsche Siedler“ hergebe. Eine eher ungewöhnliche Einstellung, denn die meisten Rechtsradikale wollen lieber mit Russland zusammen gegen den Erzfeind England ziehen. Auch wenn Hitler zunächst nur eine Größe in Bayern ist, wird Stalin auf ihn aufmerksam.

Kommunisten und Nazis greifen im krisengebeutelten Deutschland nach der Macht. Stalin will den Braunen den Vortritt lassen, weil er vermutet, dass sich dann „die gesamte Arbeiterklasse um die Kommunisten“ zusammenschließen werde. Doch die KPD entscheidet anders und versucht im Oktober ihr Glück. Die Revolution bleibt jedoch aus. Nicht viel später scheitert Hitler mit seinem „Marsch auf Berlin“.

Aber aus dieser Niederlage lernen beide. Hitler versucht es nun mit legalen Mitteln, um in die Reichskanzlei zu kommen und Stalin beschließt zunächst den „Sozialismus in einem Lande“, der Sowjetunion, aufzubauen.

Der Georgier ist nun Generalsekretär der Kommunistischen Partei, fördert Tausende Funktionäre in der Provinz und unterstützen ihn nach Lenins Tod im Kampf um die Nachfolge. 1929 ist er unangefochtener Herrscher des Sowjetimperiums. Hitler dagegen tourt noch immer durch die Provinz und schießt aus der Ferne gegen Stalin, er sei ein „Revolutionsgauner“.

Schließlich ist es die Weltwirtschaftskrise und der Niedergang der Weimarer Republik, die den Nazis die Tore zur Macht öffnen. Paradoxerweise ist Hitler aber auf das Zutun von Stalin angewiesen. Hitler „braucht die Angst der Deutschen vor einem Bürgerkrieg“. Und Hitler bekommt genau das was er braucht. Aus ideologischer Verblendung erklärt Stalin die Sozialdemokraten zu „Sozialfaschisten“ und erklärt sie zum Hauptfeind. Damit befördern die Kommunisten den Untergang der SPD, anstatt gemeinsam die Republik zu verteidigen. 1933 ernennt dann Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler, weil er in ihm „den Retter vor dem Chaos sieht.“

Durch das Erringen einer ähnlichen Machtfülle wie Stalin, allerdings in deutlich kürzerer Zeit, ringt dem Georgier Respekt ab: „Das muss man erst mal bringen.“ Das Duell könnte nun ernst werden, doch Stalin will nicht und Hitler kann nicht, noch nicht. Der neue Reichskanzler muss die Wehrmacht erst noch aufrüsten. Im Februar 1933 nennt er Spitzen der Reichswehr eine Frist von sechs bis acht Jahren, „bevor er nach Lebensraum im Osten greifen will.“ Durch einen sowjetischen Spion weiß Stalin womit er es zu tun hat. Er gehört auch zu den wenigen ausländischen Spitzenpolitikern, die nachweislich in „Mein Kampf“ gelesen haben. Es ändert aber nichts an seiner Weltsicht, denn für ihn zählen die Nazis und die westlichen Demokraten gleichermaßen zu den Klassenfeinden. Und während Hitler ein Hasardeur ist, verfolgt Stalin eine achtsame Außenpolitik. Ein enger Mitarbeiter beschreibt sie so: „Wenn es geht, sind wir offensiv, wenn es nicht geht, warten wir ab.“ Stalin wartet also ab.

Für Hitler erschließt sich der Sinn des Mordens während den großen Säuberungen in der Sowjetunion nicht. Stalin sei „wohl gehirnkrank“ und er schlussfolgert eindeutig: „Muss ausgerottet werden.“ Genauso lehnt er politische Verhandlungen mit den „Schweinen“ ab. Nachdem Hitler im März 1939 die „Rest-Tschechei“ besetzt hat, die zum „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“ wurde, „und der Ausrufung eines slowakischen Staates von Hitler Gnaden“, setzt er Polen unter Druck. Die Pläne sehen vor, mit Polen im Bündnis einen antibolschewistischen Kreuzzug gegen die Sowjetunion zu führen. Weiter drückt er Ansprüche an Polen aus, wie den Abtritt der Stadt Danzig oder dem Akzeptieren einer deutschen Autobahn im Danziger Korridor. Aber Polen erfüllt ihm diese Wünsche nicht, worauf er in einen Tobsuchtsanfall ausbricht. Hitler muss nun entscheiden zwischen Polen, Frankreich/England oder der Sowjetunion. Und die Zeit drängt. Hitler sieht sich bedingt durch die vielen außenpolitischen Erfolge als Vorhersehung für das deutsche Volk. Er habe weit mehr erreicht als alle deutschen Politiker vor ihm und bringe Deutschland auf einen politischen Kurs in Europa, das dem Mittelstaat gerecht werde – die Vormachtstellung in Europa. Danach vielleicht eine Weltmachtsstellung. Aber das Hitler deutlich von der Appeasement-Politik Englands profitiert hat, sieht er in seinem Größenwahn schon nicht mehr. Man mag vielleicht auch vorsichtig behaupten, dass Hitler beim Stand des Jahres 1938/39 ohne die folgenden Geschehnisse zu einem der größten deutschen Politikern gezählt worden wäre. Allein ein gewaltsames Ende hätte ihm diesen Gefallen getan. Die aggressiven Reden, sein Buch „Mein Kampf“, der Antisemitismus und das Konzept der Weltherrschaft wären vermutlich als Phantasterei früher Jahre in Vergessenheit geraten. Aber es sollte anders kommen.

Hitler aber hatte nun das Problem, dass einer seiner Pläne nun nicht aufgegangen ist und er umdenken musste. Aber auch England und Frankreich sahen die Gefahr in der Mitte Europas und ein Umdenken weg von Appeasement, worauf ein Buhlen um die Sowjetunion als Partner ausbricht. Deutschland sollte umzingelt werden durch die Bündniskonstellationen und somit durch Einschüchterung an einem Krieg gehindert werden. Hitler wollte nun den Krieg mit Polen und es geschah etwas, womit die Welt nicht gerechnet hätte. Es war eine Sensation, als Hitler und Stalin einen Nichtangriffspakt schlossen. Die beiden Todfeinde gingen eine Pakt ein und ebneten damit dem zweiten Weltkrieg den Weg. Es war ein Kalkül beider ihre Stellung in Osteuropa zu festigen, schließlich enthielt der Hitler-Stalin-Pakt ein geheimes Zusatzabkommen. Nachdem Hitler in Polen einfallen würde, würden die Deutschen und die Sowjets Polen unter sich aufteilen.

Verwöhnt von der Appeasement-Politik hofft Hitler mit dem Pakt ein Eingreifen Englands und Frankreichs zu unterbinden. Stalin auf der anderen Seite sieht seine Chancen in der Zukunft. Damit hatte er eine direkte Grenze zu Deutschland und hoffte nach einem Krieg der anderen Westmächte ohne große Anstrengung seinen Machtbereich nach Europa auszudehnen.

Doch am Ende werden beide mit ihren in den Pakt gesetzten Hoffnungen falsch liegen. Stalin sah seine Chance darin, dass sich Deutschland, Frankreich und England sich wie im ersten Weltkrieg in einem langwierigem Stellungskrieg abnützen würden und er dadurch politisch gestärkt sei. Aber die Blitzkriegstrategie Deutschlands verhinderte einen derartigen Stellungskrieg und Deutschland war 1941 stärker als je zuvor. Hitler dagegen sah sich nach dem Einmarsch in Polen mit der Kriegserklärung von England und Frankreich konfrontiert. Zudem verlängert er, durch das Abtreten der östlichen Teile Polens an die Sowjetunion, die Strecke, die er später im Russlandfeldzug erobern muss um 200 Kilometer. Womöglich rettete das die russische Hauptstadt.

Beide merken von ihren Irrtümern zunächst nichts und machen sich im September 1939 über Polen her. Nachdem Deutschland in Polen eingerückt war, folgte die Rote Armee. An der neuen deutsch-sowjetischen Grenze nehmen jeweils ein deutscher und sowjetischer General gemeinsam die Parade ab. Das Oberkommando des Heeres (OKH) vermerkt das die Rote Armee „Waffenhilfe gegen polnische Truppen“ anbiete. Eigentlich unterstützt Stalin sogar den Krieg der Deutschen gegen den Westen. Die deutsche Marine nutzt einen Stützpunkt bei Murmansk und die deutsche Luftwaffe bezieht bei ihrem Kampf gegen England Wetterdaten von den Sowjets. Mit Lieferungen von Getreide und Rohstoffen entwertet Stalin eine der schärfsten britischen Waffen, die Seeblockade.

Daher ist es nicht gerade verwunderlich, dass manche Nazi-Führer einen Krieg gegen Stalin für nachrangig sehen.

Hitler versucht das Bündnis auch für die Verfolgung von Juden einzusetzen. Bei sowjetischen Behörden wird angefragt, ob man Juden aus Deutschland und Österreich in der Westukraine oder dem Fernen Osten ansiedeln könne. Eine Antwort ist nicht überliefert, aber es ist anzunehmen, dass die Sowjets abgelehnt haben. Allerdings legt ein sowjetischer Funktionär bei einem Besuch im deutsch besetzen Krakau einem SS-Führer zu diesem Thema nahe, die Deutschen „würden schon andere Wege finden, die Juden zu beseitigen“.

Frankreich ist schnell besiegt und allein England wehrt sich unter Churchill vehement gegen die Deutschen. Allerdings weiß Hitler nicht wie er ihnen bei kommen soll. Und steckt damit in einem Dilemma. Einerseits will er den Zweifrontenkrieg verhindern und die Sowjetunion erst nach einem Frieden im Westen angreifen. Andererseits nimmt er an, dass England nicht einlenken wird und auf ein Bündnisschwenk von Stalin hofft. So befiehlt Hitler seinen Militärs einen Angriffsplan auf Russland auszuarbeiten.

Sie rechnen mit einem Feldzug von wenigen Wochen. Die Rote Armee wird gering eingeschätzt, sie sei „nicht mehr als ein Witz“, so Hitler. Man schaut nicht auf Napoléon, sondern auf den Ersten Weltkrieg, als das deutsche Heer bis auf die Krim marschierte und Russland gezwungen war einige Staaten aus seinem Herrschaftsbereich zu entlassen. Mitte Juni empfängt Hilter Goebbels zu einer Unterredung. Hitler ist gut gelaunt. Vier Monate und die Sowjetunion sei erledigt. Sein Vertrauter stimmt ihm ergeben zu: „Der Bolschewismus wird wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.“ Was wenn nicht? Hitlers Meinung dazu ist klar: „Ob Recht oder Unrecht, wir müssen siegen […] Und haben wir gesiegt, wer fragt uns nach der Methode. Wir haben sowieso so viel auf dem Kerbholz, dass wir siegen müssen, weil sonst unser ganzes Volk, wir an der Spitze mit allem, was uns lieb ist, ausradiert würde.“ Das sind nicht mehr Sätze eines Hasardeurs, das sind Sätze eines Politgangsters, dem das Schicksal Deutschlands und der Deutschen vollkommen gleichgültig ist.

„Fall Barbarossa“ heißt der Deckname unter dem die Vorbereitungen laufen. Eine Referenz an den mittelalterlichen Kaiser, der von den Nazis wegen seiner Kreuzzüge geschätzt wird. Für Stalin scheint der Angriff offenkundig überraschend, obwohl die Zeichen kaum zu übersehen waren. Ab März strömen täglich deutsche Soldaten und Panzer in die Aufmarschgebiete in Polen. Stalin sieht darin allerdings keine Gefahr. Für Stalin gibt es ihn Berlin „Falken und Tauben“ und Hitler ist für ihn eine Taube. Mit dem Glauben der ersten Tatsache liegt Stalin richtig, aber der eigentlich gewiefte Taktiker liegt falsch in der Annahme Hitler sei eine Taube. Für Stalin ist der Aufmarsch an der deutsch-sowjetischen Grenze nur Säbelrasseln, um sich eine bessere Ausgangsposition für Verhandlungen zu verschaffen.

Als dann am Morgen des 22. Juni 1941 das „Unternehmen Barbarossa“ planmäßig anläuft, sind viele sowjetische Divisionen „weder angemessen ausgerüstet noch ausreichend mit Soldaten aufgefüllt“. Schnell ist die gegnerische Luftwaffe ausgeschaltet, weil Flugzeuge ohne Tarnung auf Flugplätzen stehen. Zudem hatte Stalin in seinen „Säuberungen“ fast die Hälfte der obersten Offiziere umbringen lassen und den Nachfolgern fehlt es an Erfahrung. Hitlers Strategie des Blitzkrieg geht in den ersten Wochen auf und die Wehrmacht stößt weit in russisches Kernland vor, trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit an Kriegsgerät der Sowjets.

Und schon bei der Besetzung Jugoslawiens gingen die Deutschen unter dem Vorwand der Partisanenbekämpfung rücksichtslos mit den Zivilisten um. So bekamen die Einwohner Belgrads den Terror zu spüren, als ein Bombenhagel aus Hunderten deutschen Flugzeugen die Stadt zerstörte. Die brutale Kriegsführung würde sich im Feldzug gegen die Sowjets nochmals deutlich steigern.

In der Wolfschanze, dem „Führer“-Hauptquartier bei Rastenburg in Ostpreußen, ist die Stimmung gelassen, zu weilen witzelt Hitler ausgelassen. So witzelt Hitler, als eine Sekretärin ihre Taschenlampe vermisst er komme als Täter nicht in Frage, er sei höchstens „ein Ländledieb, aber kein Lämpledieb“.

Während die Panzer weiter vorstoßen hat Hitler schon Pläne für sein Rassenimperium. Die neue Ostgrenze soll entlang des Urals verlaufen. Zudem gelte es „den riesenhaften Kuchen handgerecht zu zerlegen“. Im Endeffekt hieß das für den neuen Lebensraum im Osten „Erschießen“ und „Aussiedlung“ derer, die den Herrenmenschen im Wege standen: slawische („Untermenschen“) und jüdische Bewohner. Wer dann noch übrig blieb sollte als Zwangsarbeiter dienen. Dabei stehen Kaukasier etwas höher in der Gunst Hitlers, vielleicht ein Grund weshalb er für Stalin ein eher mildes Schicksal vorsieht. Stalin könne nach dem Endsieg im asiatischen Teil der Sowjetunion weiter regieren. Natürlich nur unter deutscher Oberherrschaft.

Am 3. Juli 1941 behauptete Generalstabschef Franz Halder der Krieg gegen Russland sei „innerhalb von vierzehn Tagen gewonnen“. Aber einen Monat später heißt es anders von ihm: Der „Koloss Russland“ sei unterschätzt worden. Und im November vertritt der Reichsminister für Bewaffnung und Munition Fritz Todt, dass ein militärischer Sieg nicht mehr möglich sei. Das Duell, das zunächst zu Gunsten Hitlers tendiert scheint doch nicht entschieden zu sein.

Nachdem am 29. Juni im Kreml die Nachricht eintrifft die Deutschen hätten Minsk erobert, ist Stalin einem Zusammenbruch nahe: „Lenin hat unseren Staat geschaffen, und wir haben alles versaut.“ Er zieht sich auf seine Datscha zurück und schottet sich ab. Schließlich taucht eine Gruppe Politbüro-Mitglieder auf und er fürchtet, sie würden ihn verhaften. Viele der Granden verloren in den Säuberungen Freunde und Verwandte und es ist jetzt ein bemerkenswerter Moment. Molotow und die anderen Genossen drängen Stalin dazu weiterzumachen.

Stalin versucht das Problem wieder mit Terror zu lösen. Er lässt den Oberkommandierenden der Westfront und weitere Generäle erschießen. Weiter gilt man als Verräter, wenn man in Kriegsgefangenschaft gerät und Rückzug ist keine Option. Dadurch werden zig Kriegsgefangene in die Hände der Deutschen fallen, von denen bis Kriegsende 3,7 Millionen sterben werden. Sie erkranken in Lagern und verhungern, durch Zwangsarbeit entkräftet und in Kzs zu Tode gequält.

Nachdem die Wehrmacht im Sommer und Herbst 1941 eine Kesselschlacht nach der anderen gewinnt, wird am 5. Oktober eine deutsche Panzerkolonne 130 Kilometer vor Moskau entdeckt. Fluchtartig verlassen hohe Beamte und ausländische Botschaften die Stadt und siedeln ins 800 Kilometer entfernte Kuibyschew (heute Samara) über. Selbst der einbalsamierte Leichnam Lenins wird in einem gekühltem Waggon abtransportiert. Bald verbreitet sich auch unter den Moskauern Panik. „In der Nacht zum 17. Oktober 1941 stürmen 150000 Menschen die Züge nach Osten, und der Mob plündert Geschäfte und leere Wohnungen.“

Auch die Flucht Stalins ist vorbereitet. Aber es ist wohl ein Telefonat mit General Schukow, das Stalin nicht fliehen lässt. Moskau sei sicher und könne gehalten werden. So entscheidet sich der Despot in der Hauptstadt zu bleiben. Es ist ein guter Zug seit langem. Hitlers Wehrmacht stößt an ihre Grenzen.

Bis November 1941 stehen die deutschen Verbände zwar „in einer Linie von Leningrad im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden“. Allerdings ist der Feind trotz seiner immensen Verluste nicht geschlagen. Es offenbaren sich mittlerweile Fehleinschätzungen in der Strategie der Kriegsführung.

Vor dem Angriff auf Moskau ist jeder zweite Panzer zerschossen oder in der Werkstatt. Die Verluste des Ostheer belaufen sich bei über 500000 Mann. Weiter fehlt es an Benzin und Munition. Die brutale Kriegsführung der Wehrmacht ruft erbitterten Widerstand unter der Bevölkerung hervor. In der Ukraine und anderswo wird die Wehrmacht zunächst als Befreier des stalinistischen Jochs begrüßt, aber Hitlers Rassenwahn hetzt die Bevölkerung wieder gegen die vermeindlichen Befreier auf zum „Großen Vaterländischen Krieg“. Zudem unterschätzen Hitler und seine Generäle die Weite des russischen Raumes, wie auch die Fähigkeit des Gegner immer wieder frische Truppen und neues Kriegsgerät in die Schlacht zu werfen.

Aber nun folgt der mächtigste Verbündete Stalins – das extreme Klima seines Riesenreichs. Mitte Oktober ist es der Herbstregen der der Wehrmacht einen gewaltigen Dämpfer verpasst. So ist dieser Wetterwechsel „mächtiger als alle sowjetischen Armeen“. Jeder versucht dem Schlamm auszuweichen, womit sich die unbefestigten Pisten auf Hunderte Meter verbreitern. Das Wasser steht an manchen Stellen so hoch, dass Pferde ertrinken.

Dann ist es „Väterchen Frost“ der mit Temperaturen von minus 50 Grad Celsius dafür sorgt, dass die Front erstarrt. Und die Deutschen sind nicht auf einen Winterfeldzug vorbereitet. Deutsche Spähtrupps hatten sich bis auf 20 Kilometer der russischen Hauptstadt genähert, wo Stalin mit wenigen Getreuen im Kreml ausharrt. Aber die Kräfte reichen nicht um Moskau einzunehmen. Und die 500 Tage lange Belagerung Leningrads, das ausgehungert und dem Erdboden gleich gemacht werden sollte, brach den Kampfeswillen der Bevölkerung nicht. Bei der Hungerblockade sterben schätzungsweise über eine Millionen Menschen.

Aber weder diese Tragödie noch die Verluste der deutschen Wehrmacht berühren Hitler. Vielleicht dämmert es ihm zu diesem Zeitpunkt schon, dass seine größenwahnsinnigen Eroberungspläne scheitern würden. „Wie soll ich dann diesen Krieg beenden?“, fragt Hitler. Eine politische Lösung kam nicht in Frage. Hitler wollte Deutschland eher in den Untergang treiben, als den von ihm angefangenen Krieg zu beenden. „Wenn das deutsche Volk einmal nicht mehr stark und opferbereit genug sei, sein eigenes Blut für seine Existenz einzusetzen, so soll es vergehen und von einer anderen, stärkeren Macht vernichtet werden […] Ich werde dem deutschen Volk keine Träne nachweinen.“

Damit stahl sich der Diktator aus der Verantwortung und es ist klar was Hitler vorschwebt. Sieg oder Niederlage, Glanz und Glorie oder Untergang. Hitler kann nun mehr nur in Extremen denken. Für ihn ist das deutsche Volk nur noch ein Instrument für seine Eroberungspläne und das Schicksal des deutschen Volke ist ihm völlig egal.

Nach dem der Vormarsch der Wehrmacht gestoppt ist zeigt sich wie die berüchtigte Planwirtschaft in einer besonderen Situation Besonderes leisten kann. Bis Ende 1941 retten die Sowjets über 1500 wichtige Industrieanlagen vor der anrückenden Wehrmacht und verlagern sie in den Ural. Wohl eine „kriegsentscheidende Leistung“. So kann Russland im Schutze des Winters und sicherer Regionen aufrüsten. Und während in Russland sogar Halbwüchsige bis zu zwölf Stunden in den Fabriken ackern, zögert Hitler alle Reserven im Reich zu mobilisieren. Er fürchtet eine Rebellion im eigenen Land wie einst am Ende des Ersten Weltkriegs.

Stalin kann nun auf neue Waffen und Divisionen aus Sibirien, die dort nun nicht mehr benötigt werden, da das bedrohliche Japan auf einen Krieg mit den USA zusteuern, zurückgreifen. Und so schickt Stalin Anfang Dezember 1941 die ausgeruhten Männer gegen die Einheiten der Wehrmacht, die in Sommeruniformen versuchen bei minus 52 Grad zu überleben. Die verrohten und bedrängten Landser sorgen für grauenhafte Szenen, wodurch die Rotarmisten später wiederum ihre Wut an den Landsern auslassen werden. So werden nur 5 von 100 deutschen Gefangenen aus den ersten anderthalb Kriegsjahren zurückkehren, insgesamt weniger als 10000 Mann.

Das Ostheer muss nun 300 Kilometer zurückweichen und entkommt nur „um Haaresbreite“ seiner Vernichtung. Mittlerweile ist klar – Hitlers Blitzkrieg im Osten ist gescheitert.

Das Duell der beiden Despoten hat nun eine Wende genommen und Hitler kann nach der Katastrophe des Winters 1941/42 das Duell nur noch für sich entscheiden, wenn Stalin einen ernsthaften Fehler begeht. Im Frühjahr scheint es dazu zu kommen. Stalin der einen Angriff auf Moskau erwartet unterschätzt, dass der Kaukasus vergleichsweise ungeschützt ist und genau dorthin stößt Hitlers Wehrmacht vor. Besonders prekär, da Russland zu Friedenszeiten einen Großteil seines Ölbedarfs aus dem Kaukasus deckt. Zudem werden die Nachschubwege für amerikanische Lieferungen über den Iran bedroht. Diese kurzen Erfolge lassen Hitler wieder tönen, der Krieg sei entschieden. Aber wieder sollte er irren.

Im November 1942, nachdem der Arm des Diktators so weit wie nie zuvor und nie mehr danach reicht, wendet sich das Blatt zu Gunsten der Gegner Deutschlands, den „großen westlichen Demokratien und der kommunistischen Sowjetunion“.

Mit dem Vorstoß in den Kaukasus wurde die Front auf über 4000 Kilometer ausgedehnt und das obwohl der Generalstab des Heeres nur fünf Prozent der verfügbaren Verbände als „voll angriffsfähig“ eingestuft hat. Zudem meint Hitler die 6. Armee abzweigen zu können. Stalingrad, wohl eher wegen dem Namen ein moralisches Ziel, wird zum Desaster. Dort wird die 6. Armee unter General Friedrich Paulus von starken sowjetischen Verbänden eingeschlossen. Trotz der aussichtslosen Lage befiehlt Hitler Paulus durchzuhalten, koste es, was es wolle. Weder Aufgabe noch ein Ausbruch aus dem Kessel galt als Option. So meint der Führer: „Ihrer Truppe aber können Sie keinen anderen Weg zeigen als den zum Siege oder zum Tode.“ Dies war nichts anderes als ein Todesurteil für mehr als die Hälfte der 250000 Mann. Hunger, Kälte und der Kampf in den Straßen wird zur Hölle von Stalingrad. Am 31. Januar sagt sich Paulus dann doch von Hitler los und kapituliert.

Experten sind sich einig, dass sowohl Stalin, als auch Hitler keine militärischen Genies waren. Aber im Gegensatz zu seinen sowjetischen Gegenpart erkennt Hitler sein Defizit nicht. Während Stalin mehr und mehr die operative Führung abgibt, zieht der beratungsresistente Hitler immer mehr an sich. Es ist kein Zufall, dass der Volksmund über den „Gröfaz“ („Größter Feldherr aller Zeiten“) spottet, der maßgeblich für das Fiasko in Stalingrad verantwortlich ist. Nach der Schlacht von Stalingrad gehen mehr als 90000 Soldaten in russische Gefangenschaft, aber nur ungefähr 5000 überleben. Ihr qualvolles Schicksal und das der Gefallenen ist Hitler vollkommen gleichgültig. „Sie starben, damit Deutschland lebe“.

Das Duell Hitler Stalin war militärisch entschieden. Die Niederlage an der Wolga zeigt wer der Verlierer ist. Die Wehrmacht steht zwar noch tief in sowjetischen Kernland, aber der Krieg ist nicht mehr zu gewinnen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie weichen müssen.

Hitler könnte jetzt noch verhandeln, zumindest versuchen eine Initiative zu starten. Viele seiner Helfer sehen hier noch die letzte Chance, wenigstens halbwegs davonzukommen. Aber er lehnt jeglichen Vorschlag ab. Zu seinem Außenminister meint er: „Wissen Sie, Rippentrop, wenn ich mich heute mit Russland einige, packe ich es morgen wieder an – ich kann halt nicht anders.“ Und er gibt sich nun als Bewunderer von Stalin, spricht von einem „Mann von Format“.

Die Rote Armee überschreitet im Oktober 1944 die Grenzen des deutschen Reiches. Die Ostdeutschen bekommen den Preis für Hitlers Vernichtungskrieg als erstes zu spüren. Aus dem Osten bahnt sich ein unaufhörlicher Flüchtlingsstrom an. Millionen von Deutschen fliehen vor der vorwärts rückenden Roten Armee. Offiziell soll zwischen Parteigenossen und Nicht-Nazis unterschieden werden, doch die Wirklichkeit sieht wie so oft anders aus. Im kleinen Kreis heißt es: „Ich hasse die Deutschen.“ Als Stalin von einem Besucher auf die Massenvergewaltigungen von deutschen Frauen (schätzungsweise rund 1,4 Millionen Frauen) durch Soldaten der Roten Armee angesprochen wird, wiegelt er die Taten ab. Es sei nichts dabei, wenn sich ein Soldat „amüsiert, nach all den Schrecknissen“.

Es sterben rund 2,8 Millionen Deutsche auf der Flucht von Ost nach West. Aber das Schicksal des Volkes, zu dessen „Führer“ sich Hitler berufen glaubte, lässt ihn völlig kalt: „Wenn das deutsche Volk den Krieg verliert, hat es sich meiner als nicht würdig erwiesen.“

Der ehemalige Kunstmaler, verliebt in sein Zerstörungswerk, wusste längst, dass das Ende bevorstand. Aber: „Wir kapitulieren nicht, niemals. Wir können untergehen. Aber wir werden eine Welt mitnehmen.“ Damit wollte er Deutschland lieber mit in den Abgrund reißen, als noch einmal Niederlage und Revolution, wie einst im November 1918, zu erleben.

Als dann alles aussichtslos erschien, blieb er „seiner selbstmörderischen Logik treu“. Wie einst Kaiser Nero wollte Hitler nach den Juden auch Deutschland auslöschen. Allerdings reichte seine Macht nicht mehr so weit und die „Nero-Befehle“ wurden nicht ausgeführt. Aber ohnehin lag das Reich schon am Boden und war nur noch zerstörte und verwüstete Städte und Landschaften.

Die Rote Armee schob sich langsam durch die Trümmer, Schutt und Asche der Stadt Berlin. Ihr Ziel ist klar: „der Führerbunker“. Spätestens jetzt wusste Hitler, dass das Spiel aus war. Hitler möchte nicht wie sein ehemaliger Verbündeter Mussolini enden. Zudem fürchtet er, dass seine „Leiche von den Russen in einem Panoptikum ausgestellt“ wird. Hitler soll vor ein Gericht, so ist es unter den Alliierten vereinbart. Aber er beendet sein Spiel so, wie er Deutschland in den Untergang geführt hat und es seiner Persönlichkeit entspricht – verantwortungslos.

Hitler entzieht sich seiner Verantwortung am Nachmittag des 30. Aprils 1945 durch Selbstmord. Seine Leiche lässt er verbrennen, damit sie nicht in gegnerische Hände fällt. Sieger Stalin quittiert das Ganze mit Bedauern: „Schade, dass wir ihn nicht lebend bekommen haben.“

Dennoch wird nach den Überresten Hitlers gesucht. Fragwürdig ist es allerdings ob die Überreste die gefunden werden, wirklich vom „Führer“ stammen. Einzig ein Kieferteil gilt als authentisch, so zumindest laut russischem Geheimdienst FSB. Aufbewahrt wird er in einem Archiv in der Lubjanka. Nicht weit davon entfernt ist die Kreml-Mauer, wo der 1953 verstorbene Stalin beerdigt wurde.

Dennoch hat diese Nähe eine gewisse Symbolik. Denn bei all den Unterschieden, auch den moralischen, zwischen Angreifer Hitler und Verteidiger Stalin, hatten die beiden Antagonisten eine Gemeinsamkeit: „ihre Geringschätzung des menschlichen Lebens“


(Quellen: Der Spiegel – Nr. 24, 2011, Bestie und Unmensch.

                  Zolling, P.: Deutsche Geschichte von 1871 bis zur Gegenwart. Bonn, 2005)