Scheinbar klang so mancher überrascht anlässlich der neuen Rekordwerte der CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Überrascht, weil die Einschränkungen während Corona zu einem Rückgang der Emissionen geführt hatten. Aber überraschend ist der Rekordwert eigentlich überhaupt nicht.

Trotz Corona eine so hohe CO2-Konzentration im Jahr 2020 wie noch nie in den Jahren davor. So waren sinngemäß manche Überschriften in Medien. So als wäre es total überraschend, dass die CO2-Konzentration so hoch wie nie war, trotz der gesunkenen Emissionen in Zeiten von Corona. Aber so richtig überraschend ist das eben nicht. Dem liegt wohl ein grundsätzliches Missverständnis zu Grunde. Um es vorweg abzukürzen: Emissionen sind nicht gleichbedeutend mit Konzentrationen. Verminderte Emissionen führen nicht zwangsweise zu geringeren Konzentrationen.

Man verkürzt scheinbar das Problem Emissionen und Konzentrationen zu sehr. Denn neben den Emissionen, also den Quellen, gibt es auch Prozesse, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen, also Senken. Daher ist es eigentlich wenig überraschend, dass wir wieder einmal einen Höchststand der CO2-Konzentration erreicht haben.

Natürlich waren die Emissionen geringer als in der Zeit vor Corona. Aber eben auch nicht null und auch nicht niedrig genug. Es wird CO2 emittiert (Quellen) und gleichzeitig aus der Atmosphäre entfernt (Senken). Diese Prozesse bilden einen Kreislauf. Der Kreislauf führt letzten Endes zu einem Zuwachs oder eine Abnahme der Konzentration in der Atmosphäre. Sollten die Quellen und Senken gleich groß sein, bleibt die Konzentration gleich.

Nehmen wir mal ein Vergleich aus dem Alltag - eine Badewanne. Man stelle sich eine Badewanne vor, die dreiviertel gefüllt ist. Der Wasserhahn liefert eine gewisse Menge an Wasser pro Stunde. Gleichzeitig ist der Abfluss offen und so groß, dass dadurch genau die gleiche Menge an Wasser aus der Badewanne verschwindet. Was passiert also mit dem Wasserstand? Genau, er bleibt gleich.

Wird nun der Wasserhahn weiter aufgedreht, während gleichzeitig der Abfluss gleich groß bleibt, fließt jetzt Netto mehr Wasser in die Badewanne. Also steigt der Wasserspiegel. Dreht man den Wasserhahn nun wieder etwas zu, aber nicht so viel wie aufgedreht wurde, ist die Menge Wasser die in die Badewanne fließt immer noch größer als die die abfließt. Das heißt, obwohl der Wasserhahn wieder etwas zugedreht wurde, steigt der Wasserspiegel. Übersetzt auf die CO2-Konzentration heißt das ebenfalls, dass die Konzentration weiter steigt, obwohl die Emissionen temporär zurückgegangen sind.

Daher ist es wenig überraschend, dass die Konzentration jetzt nicht abgenommen hat bzw. einen neuen Höchstwert erreicht hat. Die Emissionen mögen zwar abgenommen haben, aber solange die Quellen größer sind als die Senken, wird es weiterhin zu einem Nettozuwachs kommen. Wir sind momentan also jedes Jahr weiterhin auf einem Kurs der zu einem neuen Rekordjahr führen wird. Und zwar so lange wie die Quellen größer sind als die Senken. Das heißt erst wenn die anthropogenen Quellen (zusammen mit den natürlichen Quellen) kleiner sind als alle Senken der Welt, wird die Konzentration sinken.
Und das gilt nicht nur für CO2, sondern auch für die anderen relevanten Treibhausgase, die ebenfalls zugenommen haben.

Laut WMO (Quele: WMO - Greenhouse Bulletin) betrug 2020 der Rückgang bei den fossilen CO2-Emissionen lediglich 5,6%. Das ist an für sich nicht viel. Vor allem vor dem Hintergrund da der Zuwachs 2019-2020 so groß war, wie das Mittel der letzten 10 Jahre. Insgesamt zeigt es uns die massiven Anstrengungen auf, die immer noch nötig sein werden. Es wird viel Anstrengung kosten die Emissionen so weit zu senken, dass die Konzentrationen irgendwann nicht mehr steigen, sondern sogar sinken. Das Corona-Jahr hat im Grunde gezeigt, wie viel Weg noch vor uns liegt.